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Solotour 2016

Twinbob

Bayern Chef
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20 September 2013
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TÖL
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  1. F650GS
Modelljahr
2008
Und es geht wieder los.... bestärkt durch die Erfahrungen meiner Solotour im letzten Jahr, stand schon seit Monaten der Plan fest, das auch in 2016 zu wiederholen. Die erste Maiwoche mit dem Feiertag am Donnerstag hat sich geradezu aufgedrängt, nur das Wetter war bis heute ja selbst für Ende April unglaublich wechselhaft (in Kärnten gab's heut 15 cm Neuschnee :eek:). Der Brenner scheint aber frei zu sein.

Wegen eben dieses Wetters war schon mal klar, dass eine Entscheidung über das Reiseziel nur sehr kurzfristig erfolgen kann. Für einen Typen wie mich, der ganz gerne Dinge plant ist das natürlich gleich so was wie eine Therapie :cool:.

Aber natürlich gab's schon seit einigen Wochen ein erklärtes Traumziel, das jedoch wegen "leicht exponierter" Lage keine Anreise ohne jegliche Vorplanung erlaubt. Von der Rückreise ganz zu schweigen. Ergo hieß es bis heute Abend (mit knirschendem Gebiss und an der Tischplatte kratzend) abwarten und schauen, ob der Wetterbericht gutes verheißt.

Denn, es geht nach Sardinien! :appl:

Die gewünschte Überfahrt mit der Mobyline ließ sich leider nicht mehr buchen, weil keine Rückfahrt mit Motorrad mehr verfügbar. Also auf die gelben Kollegen der Sardinia Ferries ausgewichen und eine Passage gebucht.

Was dieses Jahr auch anders sein wird ist die Unterkunft. Es geht nicht mehr von Pension zu Pension, sondern ich logiere an der Westküste ungefähr mittig in einer Ferienwohnung und mache von dort aus Tagestouren.

Soweit die jetzt vorhandene Planung. Am Samstag geht's los und ich denke ich werde hier wieder das ein oder andere Foto und wenn's gut geht auch ein wenig Reisebericht posten.
 
Ja dann mal viel Spass.
 
Viel Spaß auf Sardinien, das ist ein wunderbares Reiseziel mit perfekten Straßen.
 
Tag 1: Zuhause -> Livorno / 666,6 Km

Nachdem unterwegs keine vernünftige Internetverbindung verfügbar war, beginne ich nach einem schönen Tourentag (siehe unten) und einer Ladung Spaghetti im Bauch :) meinen Reisebericht.
Aber erst mal zur langen Anreise. Eigentlich recht unspektakulär möchte man meinen, geht es doch nur darum weitestgehend auf Autobahnen rechtzeitig an der Anlegestelle der Fähre zu erscheinen. Aber ganz so reibungslos ging es dann doch nicht.
Start war um 08:30 im schönen Oberbayern bei wolkenlosem Himmel und frischen sechs Grad. Über den Achenpass geht's in Inntal und dann auf der Autobahn über den Brenner und rein nach bella Italia. Ich habe zwei alternative Routen geplant. Entweder toujours Autobahn bis Livorno, oder kurz nach Modena über die SS12 ein paar Kurven mitnehmen. Zeitunterschied eine gute Stunde.
Auf Höhe Verona wollte ich mich entscheiden, welche der Routen es werden soll, je nachdem wie spät es schon ist. Allerspätester Zeitpunkt für die Ankunft am Hafen wäre 20:00 Uhr gewesen, aber etwas früher ist natürlich immer besser. Als dann um 14:00 Uhr die Ankunftszeit über Landstraße schon in Richtung 19:00 Uhr zeigte und ja noch Pausen anstanden, war die Entscheidung doch in Richtung Autobahn gefallen.
Bis kurz vor Florenz war das Wetter noch schön, aber beim Einschwenken in Richtung Pisa wurde es sehr dunkel in Fahrtrichtung, Blitze waren zu sehen und nur Minuten später war ich in einem extremen Regenguss und kurz danach hats auch noch gehagelt.
Für das Überziehen der Regenpelle war keine Zeit mehr. :-/

Nun ja, auf den restlichen Kilometern nach Livorno bin ich dann langsam wieder luftgetrocknet und nach einem kurzen Stopp im Supermercato war ich mit gutem Zeitpuffer an der Anlegestelle. Beim Check des Tageskilometerstandes zeigte dieser den satanischen Wert 666,6 Kilometer.
:Hot:
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Danke für die ersten Eindrücke und die Vermittlung der Tatsache, daß man zum Reisen keine große Maschine braucht.
 
Von Livorno aus hab ich schon mal nach Korsika über gesetzt, ist ja die gleiche Richtung zumindest grob ;)
Gibt es die geile kurvige Autobahn noch in Italien, die mehr einer 2 Spurigen engen Landstraße gleicht ?
 
Klasse Robert, wünsche Dir einen schönen Urlaub. Und nicht mit Fotos geizen :)
 
Tag 2: Golfo Aranci - Bosa / 298,5 Km

Die Überfahrt war ruhiger als ich aufgrund der Wetterlage erwartet hatte. Wobei man es scheinbar im Liegen deutlich weniger bemerkt dass es wackelt. Denn ich habe die ganze Nacht ruhig geschlafen. Nur als dann um kurz nach sechs Uhr der Wecker geklingelt hat und ich mich auf die Bettkante gesetzt habe... huch... das schaukelt ja doch ganz schön :).

Die letzte Stunde vor dem Anlegen musste die Kabine schon geräumt werden, also hab ich diese Zeit auf Deck zugebracht und in die Morgensonne geblinzelt. Das Anlegen ging flott und pünktlichst um 8:00 Uhr öffnete sich die Ladeluke, so dass ich schon fünf Minuten später sardischen Boden unter den Rädern hatte. Da sollte sich die Deutsche Bahn mal ein paar Scheiben bei den französischen Matrosen abschneiden :).

Sardinien zeigt sich heute von der kühlen, windigen Seite. Der Wind ist stürmisch, die Temperaturen schwanken zwischen 10 und 15 Grad und ein paar kleine Regentropfen sind auch mit dabei. Aber all das kann die Tour rund um die Nordküste nicht im geringsten beeinträchtigen. Tolle Nebenstraßen, wechselnde Landschaften, der Duft der Macchia, ein pures Erlebnis. Ich habe meine Route so nahe wie möglich ans Meer gelegt und viele spektakuläre Panoramen sehen dürfen.

Der fulminante Abschluss war dann die Küstenstraße von Alghero nach Bosa. Vierundvierzig Kilometer Kurve an Kurve auf gutem Asphalt entlang einer wilden, schroffen Steilküste und tosender Brandung. Gigantisch! Unbedingt nachmachen :)

Mein Basislager hab ich nahe Bosa aufgeschlagen. Eine nette Ferienwohnung, nahe am Meer in einem Örtchen, das um die Zeit wie eine Geisterstadt wirkt. Ich glaub ich bin der einzige Einwohner hier.

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Gibt es die geile kurvige Autobahn noch in Italien, die mehr einer 2 Spurigen engen Landstraße gleicht ?
Die gibt es noch. Müsste die A1 in Richtung Florenz sein. Bei dieser Strecke ist Vorsicht geboten, denn es gibt eine zweite Variante dieser Strecke, scheinbar neu gebaut und fast ständig unterirdisch und todlangweilig. Wer's spaßig möchte, der nimmt die alte Strecke.

Oder Du meinst die Strecke von Parma (mhhh, beim Schreiben des Ortsnamens hab ich Schinkengeschmack auf der Zunge) nach La Spezia. Die ist auch lustig.
 
Wow, was für Bilder! Danke für die Eindrücke! :appl:

Wünsche dir wundervolle Tage!
 
Tag 3: Fahrfaul / 195 Km

Der dritte Tag beginnt mit Ausschlafen :D. Kaum zu glauben eigentlich, bin ich doch schon seit längerem ein frischer Anhänger der frühen senilen Bettflucht. So gegen halb zehn blinzle ich aus dem Fenster und sehe einen durchaus freundlichen Himmel über dem Meer. Sollte sich das miese Wetter endlich verzogen haben?
Große Tourenpläne sind noch nicht gemacht, denn es gilt auch die Versorgungslage zu entspannen - also Einkaufen zu fahren. Das wird in Tateinheit mit einem gemütlichen Frühstück den Rest des Vormittags verbrauchen. Dementsprechend wird als Begleitprogramm zum Morgentee ein wenig nach nahen Zielen gesucht. Auf einer Seite mit "lost Places" wird ein verlassenes Dörfchen - eigentlich eine Arbeitersiedlung einer Staudamm-Baustelle - genannt. Die Tour dorthin ist auf der Karte kurvenreich, also wird eine schnelle Rundtour geplant.
Nach dem Einkauf geht es dann bei weiterhin heiterem Himmel ins Landesinnere zum Tirso-Stausee. Das verlassene Dörfchen namens Santa Chiara war leicht zu finden, aber scheinbar waren inzwischen zu viele Touris dort, denn die Ortschaft ist mit Stacheldraht und Zäunen abgeriegelt wie ein Hochsicherheitsbereich. Also war's nix mit Besichtigung.
Auf dem Weg dorthin konnte ich auch feststellen, wer außer mir noch die Idee hatte ins Hinterland zu verschwinden... das MISTWETTER! Naja, so wird Bike und Fahrer wenigstens nicht staubig :)
Unterwegs gab's noch was fürs Kuriositätenkabinett: Letztes Jahr hab ich ja in den Bergen in einer Kurve einen toten Fisch auf der Straße gesehen... und dieses Jahr kann ich mit einem riesigen Knochen aufwarten. Was so alles rumliegt, kaum zu glauben.

Zurück ging es auf anderen, aber nicht minder kurvigen Nebenrouten, allerdings nun mit ziemlich nassem Asphalt und deshalb doch deutlich verhaltener. An der Küste ist es wenigstens wieder trocken. Vor meinem Stützpunkt angekommen (ist ca. 100 m vom Strand entfernt) höre ich das Tosen der Brandung und entschließe mich zu einem Strandspaziergang als Ausklang.

Morgen wird das Wetter besser, das sieht man schon am Sonnenuntergang. Ich muss jetzt aufhören und die Tour für morgen planen ;-)

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...... und die Vermittlung der Tatsache, daß man zum Reisen keine große Maschine braucht.
Ich glaube das muss man nicht vermitteln, sondern nur wieder in Erinnerung rufen. Als ich klein war und mit meinen Kumpels noch Motorradquartett gespielt habe, waren Maschinen mit 1000 Kubik eine Besonderheit, von den PS ganz zu schweigen. Aber auch damals sind enthusiastische Biker schon rund um die Welt gereist. Mit Maschinen die nicht annähernd so ausgereift wie meine kleine (siebenjährige) 650er GS waren.
Wer heute also meint, man könne nur mit großen Maschinen reisen, der ist definitiv auf dem Holzweg :)
 
Klasse , hat sich gelohnt so spät reinzuschauen.:)
Morgen wieder arbeiten und abends deine Bilder gucken>>prima:<<
 
Super Reisebericht, tolle Bilder. Ich freue mich auf die Fortsetzung :appl:
 
Weiter so!
 
Tag 4: >Slalom und Speed / 361,9 Km

Ich fürchte ich habe das Fullspeed-Internetvolumen meines Vermieters schon ausgereizt. Auf jeden Fall ist alles auf einmal schleppend langsam. Wenn das so bleibt, dann muss ich die Bilder nachliefern, wenn ich wieder mehr Bandbreite habe.

Aber nun zum Tagesablauf. Das Wetter hat gehalten was der zugehörige Bericht gestern versprochen hatte. Also steht die gestern geplante Route einmal quer über die Insel, von der West- bis fast an die Ostküste, Grundrichtung Tortoli. Bei der Planung habe ich auf besonders kurvenreiche Straßen geachtet und das ganze zwischendrin mit einigen geraden Strecken versehen, da die Streckenlänge auch nicht ganz ohne ist.

Das schöne Wetter hat nicht nur etwas mehr Wärme in die Luft gezaubert, sondern auch einge andere Dinge aus der Versenkung gelockt. Zunächst einmal war die Luft heute erfüllt von einem emsigen Summen und Brummen. Hummeln, Bienen, dicke GSen und italienische Joghurtbecher gaben sich ein Stelldichein. Rein optisch haben alle Bäume und Sträucher jedes Fitzelchen Chlorophyll aktiviert und die ganze Insel strahlt in sattem Grün. Ach ja und auch für die Augen und die Nase.... jedes Gras, jeder Baum, jede Blume - sogar Mauerblümchen machen mit - haut Pollen raus was das Zeug hält und verwandeln mich flugs in ein schniefendes, karnickeläugiges Etwas.

Ein echter Wermutstropfen war dann leider die Reihe geparkter Moppeds hinter einen flotten Kurve. Dazu Leute am Straßenrand, das heißt nichts Gutes. Dazwischen ein Biker auf dem Boden, nicht gestürzt aber in der Kurve von der Fußraste abgerutscht, unter die Maschine gekommen und vermutlich Bein gebrochen. Ich hab den armen Kerl ein wenig betreut, bis seine Kumpels Hilfe gerufen hatten. Blöd gelaufen, das.

Die gesamte Strecke war einfach spektakulär und auch wenn der Hintern in der letzten Stunde schon heftigst weh getan hat, das Dauergrinsen blieb ins Gesicht gemeißelt. Ach ja, meine Geisterstadt hab ich auch noch bekommen, lag (zuuufällig) genau auf der Strecke und heißt Gairo Vecchio.

Morgen werd ich den Popo wohl ein wenig schonen :) und mir aus der Apotheke was gegen Heuschnupfen holen. Der krönende Abschluss war dann noch ein wunderschöner Sonnenuntergang, genossen am Strand mit ner Pulle Bier.


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