Mr_Wolf
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Einige haben ja schon das ein oder andere über unsere Reise in dem anderen Thema hier im Forum mitbekommen. Trotzdem möchte ich noch einen Tourbericht abliefern, damit andere, die etwas ähnliches vorhaben, wissen worauf sie sich einlassen. Sorry, ist etwas lang geworden...
Der Plan war, den Trans Euro Trail abzufahren, beginnend bei Limone/Piemonte bis nach Limone sul Garda am Gardasee in der Lombardei.
Wir waren zu zweit - mein Kumpel auf einer F700GS und ich auf meiner F800GS, beide bereift mit K60 Scout.
Die Anfahrt haben wir uns auf zwei Tage eingeteilt, mit Streckenschwerpunkt auf dem ersten Tag, weil für den zweiten Tag schlechtes Wetter angesagt war.
Und so ging es in einem Rutsch am Freitag 26.8. (die Wochenend-Streckensperrungs-Schilder in Österreich elegant ignorierend) über Garmisch, Zirler Berg, Brenner, Penser Joch, Sarntal, Mendel, Molveno und Idro bis nach Brescia.
Wer Brescia, so wie ich, vorher noch nicht kannte, dem sei ein Besuch für einen Tag durchaus empfohlen. Brescia ist eine sehr entspannte italienische Kleinstadt - trotz sehr schöner Altstadt kaum touristisch. Man kann dort sehr bequem abends auch auf den großen zentralen Plätzen zum Essen gehen, ohne Gefahr zu laufen in eine Touri-Falle zu tappen. Die Tischnachbarn werden mit hoher Wahrscheinlichkeit Einheimische und örtliche Studenten sein.
Am zweiten Tag ging es dann über die Autobahn durch die Po-Ebene nach Asti und von da weiter nach Limone - unspektakulär...
Am dritten Tag sollte dann unsere TET-Tour endlich losgehen. Wir hatten einiges vor, deswegen saßen wir schon gleich um 8 im Frühstücksraum unseres Hotels, um kurz darauf auch schon den alten Tende-Pass hochzufahren - nur um oben festzustellen, dass die Abfahrt nach Frankreich wegen einer Baustelle auf der Strecke gerade mal alle 2 Stunden für genau 15 Minuten erlaubt war. Die Phase von 8 bis 8:15 haben wir dann wohl direkt verpasst und so mussten wir auf die nächste Durchlass-Phase von 10 bis 10:15 warten... Also wurde erst mal das Forte Colle Alto ausgiebig besucht, um dann um 10 den Pass nach La Brigue abzufahren.
Von La Brigue gings dann auf grobem Schotter hoch auf die Baisse de Sanson, und nach einem mittellangen und sehr rumpeligen Verfahrer halb runter nach Trioria (das kommt davon, wenn man sich zu viele Tracks gleichzeitig auf dem Navi anzeigen lässt) an der Westflanke des Monte Sacarello entlang auf den Passo Tanarello.
Nach anfänglich nur ruppigem Untergrund
verschärft sich diese Route zu einem Track, der echt zum Fürchten ist. Der Weg wird teilweise sehr schmal und ähnelt eher einer Treppe als einem Weg. Felsstufen von geschätzt 10-15cm durchziehen die Spur und sowohl rechts als auch links befindet sich ein Hang (rechts ohne, links mit Vorsilbe "Ab")... Trotz weit aufgerissenen Augen hieß es hier nur Augen zu und mit Schwung durch. Anhalten war komplett verboten. Erstens hätte ich das Motorrad vermutlich direkt beim Anhalten umgeschmissen und zweitens hätte ich bei den Stufen nie und nimmer wieder anfahren können.
Vom Passo Tanarello gab es dann noch einen kurzen Abstecher auf den Monte Saccarello bzw. zur Redentore-Statue
und von da zurück und runter auf die Ligurische Grenzkammstraße (Alta Via Del Sale) über die wir dann -leider bei recht nebligen Verhältnissen- zurück zum Col die Tenda gefahren sind.
Tags darauf wollten wir dem TET weiter folgen, mussten aber beim Abschnitt von Vernante nach Roaschia feststellen, dass TET auch anders geht
Soweit wir diesen Eselspfad abgeschritten haben, wäre er sogar gut fahrbar gewesen. Aber was macht man, wenn man dann nach 2 Kilometern feststellt, dass es doch nicht weitergeht? Wendemöglichkeit gab es auf dem ca. 1m breiten Pfad jedenfalls keine, und einfach mal andersrum aufs Moped setzen und rückwärts zurück fahren geht ja nun auch nicht...
Also gings unten über Roccavione auf der Straße weiter.
Schotter gabs dann nochmal entlang der Maira-Stura-Kammstraße. Ein echter Endurotraum.
Tolle Strecke, tolle Panoramen, kaum Verkehr und an deren Ende, wie die Goldschüssel am Ende des Regenbogens, die Trattoria Ceaglio in Marmora.
Übernachtet wurde dann in Sampeyre um am nächsten Tag mit dem Colle del Prete in den Tag zu starten. Ein teuflisches Biest... Wie bei den Fröschen im Kochtopf hat der Pass uns zuerst eingelullt um dann langsam die Temperatur Stück für Stück zu erhöhen, bis wir am Ende nur noch durchgekochte Enduro-Biomasse waren. Hier mal in einer Bilderfolge, wie sich der Pass und damit einhergehend meine Gedanken dazu entwickelt haben:
Enduro-Genuss pur. So sollte es immer sein.
Schmutz gehört zum Enduro-Fahren einfach dazu
Ist ja jetzt auch egal, die gute Ute muss eh schon geputzt werden
Puh, rough...
Scusami! Che cosa?
WTF!!!
Kaum dass wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, hat es dann auch angefangen zu Schütten wie aus Kübeln. Nicht auszudenken, wenn der Regen nur 15 Minuten früher losgegangen wäre... Bei Cascine dei Martini sind wir dann nicht in den nächsten Track eingestiegen, sondern runter ins Tal nach Sanfront und weil es partout nicht aufhören wollte zu Regnen, ging es ohne weitere Offroad-Teile nach Bardonecchia.
Der folgende Tag sollte dann ein voller Tag für meinen Kumpel und mich werden. Wegen der wochentäglichen Streckensperrungen standen sowohl Jafferau als auch Sommeiller auf dem Programm. Donnerstag wäre der Sommeiller gesperrt gewesen und die nächste Chance auf Jafferau hätte es erst wieder am Freitag gegeben.
Das Wetter war gut und über Forte Foens ging es ohne erkennbare Probleme bis auf den Monte Jafferau,
aber dann...
Bild
Wie in dem Forum schon festgestellt wurde, ist ein Motorschutz nicht nur eine optische Aufwertung des Fahrzeugs...
In unserem Fall ging es nun also ohne Motor und Gang auf der Skipiste wieder runter bis vor die Haustüre unseres Hotels, das glücklicherweise direkt am Fuße der Skipiste lag.
Für meinen Kumpel sollte die Reise damit beendet sein, und während er den Rücktransport für sich und sein Motorrad organisiert hat, bin ich dann nochmal alleine losgefahren, um das Tagesprogramm zu vollenden. Über Fort Pramand (wenn man oben ist versteht man, warum die Alpinisti genau da ihre Geschützanlage hingebaut haben - Weitblick in fast alle Richtungen)
ging es runter nach Salbertrand und von da zurück nach Bardonecchia und auf den Sommeiller - zumindest bis auf 95% des Sommeillers.
Nachdem mir der Motor 2x ausgegangen ist, musste ich kurz vor dem Ziel leider kehrt machen. Ich hatte zu wenig Restsprit drin - nicht dass es nicht gereicht hätte -die Tankanzeige stand noch auf 120 Restkilometer- aber die Kombination aus "nur noch 5l übrig, steil bergauf und Gerumpel hat offensichtlich dafür gesorgt, dass ständig Luft angesaugt wurde. Dass da im Tank irgendwas nicht in Ordnung war, wusste ich zwar schon vorher, aber dass es sich bei rumpeligen Bergan-Strecken so übel auswirken würde, war mir nicht bewusst. Na ja, mal verliert man und mal gewinnen die anderen.
Bergab gab es keinerlei Probleme und tatsächlich habe ich dann im Tal auch nur etwas mehr als 11 Liter in den Tank bekommen.
Mein Kumpel ist dann am nächsten Morgen mit dem Zug nach Hause gefahren und ich bin weiter wie geplant über die Assietta und den Finistere weiter gen Osten fahren. Da oben kann man schon eine ganze Weile verbringen, insbesondere wenn man dann auch noch so wie ich jeden kleinen Berggipfel hoch rennen muss. Das Panorama ist aber echt grandios.
Ab Condove ging es dann dem TET weiter folgend noch über den Colle de Colombardo. Zu dem hatte ich eine separate Beschreibung, weshalb ich mich traute, diesen auch alleine zu machen - und alleine war ich da wirklich... Gut zu fahren, aber leider hing oben eine Wolke voll drin - teilweise gab es grade mal 20m Sicht. Auf dem Colle selbst gibt es eine Kirche, die wohl auch Schutz- und Nächtigungsraum für gestrandete Abenteurer sein soll.
Die Stimmung da oben war aber so gespenstisch - es war keine Menschenseele unterwegs, auch auf dem Weg hoch und runter bin ich niemandem begegnet, es war absolut kein Laut zu hören - kein Vogel, nichts! - und dann war da auch noch dieser über den Bergkamm wabernde Nebel - ich habe in meinem Leben genug Horrorfilme gesehen um zu wissen, dass man genau dort nicht übernachten soll!
Im Valle di Viu angekommen, ging dann der TET für mich vorerst zu Ende. Was ich nicht kenne oder wozu ich nicht eine andere Beschreibung finden konnte, wollte ich nicht alleine fahren.
Für den Rest des Tages habe ich mir dann einen kleinen Umweg gegönnt. Es lag zwar überhaupt nicht auf der Strecke, aber ich wollte da sowieso schon immer mal hin, um den Berg, den ich schon aus so vielen Richtungen gesehen habe, auch mal vom Süden aus zu sehen. Und so ging es für mich auf Straßen nach Breuil Cervinia am Fusse des Monte Cervino, oder dem Hörnli, wie die Schweizer sagen, bzw. dem Matterhorn.
Tags drauf ging es das ganze Marmore-Tal erst mal wieder runter. Auf kleinen Straßen dann von Saint-Vincent über die Berge ins Evancon-Tal in der Hoffnung, noch einige schöne Blicke über das Aosta-Tal und dessen Berge zu bekommen. Leider war morgens alles noch ziemlich wolkenverhangen.
Auf der SP512 gings dann an den Südhängen der Berge entlang. Von da kann man hin und wieder tolle Blicke in die Voralpen-Ebene und über Biella werfen. Bei klarer Sicht sieht man sicher bis nach Turin.
Am Ende der kleinen Straße stößt man dann ziemlich unvermittelt auf das imposante Santuario di Oropa. Mitten im Wald...
Ich wollte dann weiter auf der SP513, aber leider war an der Galleria Rosazza Schluss.
Weiß der Herrgott, welches dieser ganzen Schilder am Ende die finale Entscheidungsbefugniss hat, aber auch Google Maps hat dann gezeigt, dass die Straße dahinter noch für ein ganzes Stück gesperrt sein würde. Deswegen habe ich dann schweren Herzens kehrt gemacht und bin den Umweg über Biella gefahren.
Oben dann wieder entlang der SP115 kommt man dann zum "Panoramica Zegna", einer wirklich tollen Rundum-Sicht.
Abends war ich dann in Varallo, in einer absoluten WOW-Unterkunft "B&B "La baita delle coccinelle". Der Besitzer hat mich gleich "gezwungen", das Moto unter seine Veranda zu stellen, weil es ja regnen soll, dann gabs noch Grappa und 1,5 Stunden Plausch in meinem gebrochenen italienisch...
Am nächsten Tag habe ich mich dann doch wieder umentschieden und beschlossen, weiter dem TET zu folgen, der ganz in der Nähe bei Borgosesia weiter ging.
Giuseppe von der B&B hatte mir am Abend davor angeboten, mit dem Wasserschlauch mein Motorrad abzusprühen, weil es von der Sauberkeit her absolut nicht seinen Ansprüchen an ein Motorrad entsprach - ich hatte aber die Ahnung, dass das vergebene Liebesmühe wäre. Ich sollte Recht behalten... Die Nacht über hatte es geregnet und somit ging es von Valduggia nach Gargallo gleich schon wieder auf Rutschpartie durch den Matsch. Volle Schlammpackung deluxe...
Den Schlenkerer des TET hoch über Lugano habe ich mir dann aber doch wieder erspart. Der Monte Galbiga hätte mich zwar schon intetessiert, aber da hing sowas von der Siff Richtung Norden in den Bergen. Stattdessen bin ich dann direkt nach Como gefahren, von dort an der Küstenstrasse bis Nesso, hoch auf den Passo Somano und über Civenna runter nach Bellagio.
Dort bin ich dann wieder in die offizielle TET-Route eingestiegen - ganz gediegen mit der Fähre nach Varenna.
Nachtruhe gab es dann ich in einem kleinen Kaff oben in den Bergen, in Cortenova. Das Hotel hatte kein WLAN, aber dafür noch einen Röhren-Fernseher auf dem Zimmer.
Ich war aber froh um alles. Am Ende dieses Tages hatte ich sowas von den Rand voll mit Kurven, Kehren und dem ständigen hoch und runter am Comer See. Und dazu dann auch noch das Wetter - den ganzen Tag musste ich praktisch durchgehend unter drohenden dunklen Wolken fahren. Ich hab zwar nichts abbekommen, aber es war halt ständig "kurz davor".
Wetter und Laune waren am nächsten Tag wieder deutlich besser, zumindest größtenteils..
Los gings wieder auf den TET. Bei Ballabio eine Kilometer-lange schmale Straße hoch nach Morterone. So viele Radfahrer hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Und dazu noch einige italienische Autos, die sich nicht getraut haben, die Radler auf der schmalen Straße zu überholen - schöne Straße, aber es ging im Schneckentempo... Wo sind bloß die italienischen Motoristi geblieben, die früher gerne bereit waren, ihr Leben -und insbesondere das Leben anderer- zu riskieren, um schneller voran zu kommen?
Oben sollte dann der Schotter losgehen - aber leider ist die Route inzwischen gesperrt...
Also den ganzen Müll wieder runter und um wieder Zeit aufzuholen durch lange, stinkige Tunnel runter in die Stadt. Um es mit dem Namen der Stadt zu sagen, die man so schön von oben sehen konnte, die aber gar nicht schön ist, wenn man drin steckt: Lecco mio, aber gigante!!!
Bei Sedrina ging es dann wieder zurück auf den TET - kleine, schöne Sträßchen, aber im Vergleich zu dem bisher erlebten eher unspektakulär.
Spannend wurde es dann wieder ab Prestine, es sollte auf der Nebenstrecke den Croce Domini hoch gehen.
Ein winziges Wegchen, teilweise so steil, wie ich es noch nicht erlebt habe - und oben als an der Malga Travagnolo, der Schotter losgehen sollte: Strecke wieder gesperrt...
Also auch das wieder runter und die normale Straße hoch auf den Croce Domini. Am Rifugio den obligatorischen Espresso eingefahren und über den Pass ging es zum Maniva rüber. Ich geb's auf - diese Strecke gibt es für mich offensichtlich nur mit Regen...
Schön war dagegen der folgende Passo della Spina.
An dem bin ich letztes Jahr abgeprallt, weil zwischen den Tunneln ein unpassierbarer Steinschlag auf dem Track lag. Dieses Jahr war dafür aber alles wieder frei.
Abends war ich dann am Idro-See in einem B&B direkt an der Hauptstraße und konnte live erleben, warum mehr und mehr Strecken für laute Motorräder gesperrt werden.
Am letzten Tag wollte ich dann noch den letzten Sprung nach Limone sul Garda machen, bevor ich heimfahre. Allerdings hatte ich am Tag vorher am Passo della Spina ein Bochumer Paar getroffen, die am Idro-See Ihren Urlaub auf dem Campingplatz verbringen und mit den zwei mitgebrachten Mopeds die Gegend unsicher machen.
Die haben mir berichtet, dass die TET-Strecke am Gardasee (zw. Costa nach Cima Piemp) gesperrt sei. Die Tremalzo-Nebenstrecke, die zwar nicht Teil des TETs ist, die ich aber schon mal vor Jahren gefahren bin (zw. Polzone und dem Tremalzo-Gipfel) und noch auf meinem Programm hatte, kannten sie zwar nicht, aber auch hier meinten sie, dass die wohl inzwischen wie alle anderen Strecken um den Gardasee mit Sicherheit auch komplett gesperrt sei oder zumindest müsste man sich vorher ein Permit besorgen.
Entsprechend habe ich beschlossen, mir den Umweg zum Gardasee zu sparen -die Straßen dort kenne ich und da gehen erfahrungsgemäß locker 2-3 Stunden drauf, nur um dann festzustellen, dass man vor einem weiteren Sperrschild steht...
Stattdessen bin ich schweren Herzens direkt vom Idro-See nach Hause aufgebrochen, der Weg war lang genug.
Über Madonna di Campiglio gings nach Norden - erstens weil es schon auf der Hinreise über Molveno ging und zweitens weil der Blick auf die Brenta immer wieder den kleinen Umweg wert ist.
Den Mendel runter nach Bozen. Von dort gings es dann über Jenesien und Hafling nach Meran -wenn ich schon den Gardasee ausgelassen habe, habe ich mir wenigstens diesen Umweg gegönnt, weil man von da normalerweise ein tolles Panorama hat, von der Sella über den Schlern bis zum Rosengarten. An dem Tag war die Sicht leider nur so lala...
Über den Jaufen und Brenner ging es (es war Montag, also schon wieder die Wochenend- Streckensperrungs-Schilder in Österreich elegant ignorierend) weiter nach Innsbruck. Zirler Berg hoch, dann die Vorderriss-Straße (der Zugspitzblick das Isartal entlang war leider auch wolkenverhangen. Trotzdem allemal besser als durch den Affenzirkus der Buckelgwandigen am Kesselberg)
nach Tölz und weiter nach Hause.
Daheim ist es auch schön.
Der Plan war, den Trans Euro Trail abzufahren, beginnend bei Limone/Piemonte bis nach Limone sul Garda am Gardasee in der Lombardei.
Wir waren zu zweit - mein Kumpel auf einer F700GS und ich auf meiner F800GS, beide bereift mit K60 Scout.
Die Anfahrt haben wir uns auf zwei Tage eingeteilt, mit Streckenschwerpunkt auf dem ersten Tag, weil für den zweiten Tag schlechtes Wetter angesagt war.
Und so ging es in einem Rutsch am Freitag 26.8. (die Wochenend-Streckensperrungs-Schilder in Österreich elegant ignorierend) über Garmisch, Zirler Berg, Brenner, Penser Joch, Sarntal, Mendel, Molveno und Idro bis nach Brescia.
Wer Brescia, so wie ich, vorher noch nicht kannte, dem sei ein Besuch für einen Tag durchaus empfohlen. Brescia ist eine sehr entspannte italienische Kleinstadt - trotz sehr schöner Altstadt kaum touristisch. Man kann dort sehr bequem abends auch auf den großen zentralen Plätzen zum Essen gehen, ohne Gefahr zu laufen in eine Touri-Falle zu tappen. Die Tischnachbarn werden mit hoher Wahrscheinlichkeit Einheimische und örtliche Studenten sein.
Am zweiten Tag ging es dann über die Autobahn durch die Po-Ebene nach Asti und von da weiter nach Limone - unspektakulär...
Am dritten Tag sollte dann unsere TET-Tour endlich losgehen. Wir hatten einiges vor, deswegen saßen wir schon gleich um 8 im Frühstücksraum unseres Hotels, um kurz darauf auch schon den alten Tende-Pass hochzufahren - nur um oben festzustellen, dass die Abfahrt nach Frankreich wegen einer Baustelle auf der Strecke gerade mal alle 2 Stunden für genau 15 Minuten erlaubt war. Die Phase von 8 bis 8:15 haben wir dann wohl direkt verpasst und so mussten wir auf die nächste Durchlass-Phase von 10 bis 10:15 warten... Also wurde erst mal das Forte Colle Alto ausgiebig besucht, um dann um 10 den Pass nach La Brigue abzufahren.
Von La Brigue gings dann auf grobem Schotter hoch auf die Baisse de Sanson, und nach einem mittellangen und sehr rumpeligen Verfahrer halb runter nach Trioria (das kommt davon, wenn man sich zu viele Tracks gleichzeitig auf dem Navi anzeigen lässt) an der Westflanke des Monte Sacarello entlang auf den Passo Tanarello.
Nach anfänglich nur ruppigem Untergrund
verschärft sich diese Route zu einem Track, der echt zum Fürchten ist. Der Weg wird teilweise sehr schmal und ähnelt eher einer Treppe als einem Weg. Felsstufen von geschätzt 10-15cm durchziehen die Spur und sowohl rechts als auch links befindet sich ein Hang (rechts ohne, links mit Vorsilbe "Ab")... Trotz weit aufgerissenen Augen hieß es hier nur Augen zu und mit Schwung durch. Anhalten war komplett verboten. Erstens hätte ich das Motorrad vermutlich direkt beim Anhalten umgeschmissen und zweitens hätte ich bei den Stufen nie und nimmer wieder anfahren können.
Vom Passo Tanarello gab es dann noch einen kurzen Abstecher auf den Monte Saccarello bzw. zur Redentore-Statue
und von da zurück und runter auf die Ligurische Grenzkammstraße (Alta Via Del Sale) über die wir dann -leider bei recht nebligen Verhältnissen- zurück zum Col die Tenda gefahren sind.
Tags darauf wollten wir dem TET weiter folgen, mussten aber beim Abschnitt von Vernante nach Roaschia feststellen, dass TET auch anders geht
Soweit wir diesen Eselspfad abgeschritten haben, wäre er sogar gut fahrbar gewesen. Aber was macht man, wenn man dann nach 2 Kilometern feststellt, dass es doch nicht weitergeht? Wendemöglichkeit gab es auf dem ca. 1m breiten Pfad jedenfalls keine, und einfach mal andersrum aufs Moped setzen und rückwärts zurück fahren geht ja nun auch nicht...
Also gings unten über Roccavione auf der Straße weiter.
Schotter gabs dann nochmal entlang der Maira-Stura-Kammstraße. Ein echter Endurotraum.
Tolle Strecke, tolle Panoramen, kaum Verkehr und an deren Ende, wie die Goldschüssel am Ende des Regenbogens, die Trattoria Ceaglio in Marmora.
Übernachtet wurde dann in Sampeyre um am nächsten Tag mit dem Colle del Prete in den Tag zu starten. Ein teuflisches Biest... Wie bei den Fröschen im Kochtopf hat der Pass uns zuerst eingelullt um dann langsam die Temperatur Stück für Stück zu erhöhen, bis wir am Ende nur noch durchgekochte Enduro-Biomasse waren. Hier mal in einer Bilderfolge, wie sich der Pass und damit einhergehend meine Gedanken dazu entwickelt haben:
Enduro-Genuss pur. So sollte es immer sein.
Schmutz gehört zum Enduro-Fahren einfach dazu
Ist ja jetzt auch egal, die gute Ute muss eh schon geputzt werden
Puh, rough...
Scusami! Che cosa?
WTF!!!
Kaum dass wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, hat es dann auch angefangen zu Schütten wie aus Kübeln. Nicht auszudenken, wenn der Regen nur 15 Minuten früher losgegangen wäre... Bei Cascine dei Martini sind wir dann nicht in den nächsten Track eingestiegen, sondern runter ins Tal nach Sanfront und weil es partout nicht aufhören wollte zu Regnen, ging es ohne weitere Offroad-Teile nach Bardonecchia.
Der folgende Tag sollte dann ein voller Tag für meinen Kumpel und mich werden. Wegen der wochentäglichen Streckensperrungen standen sowohl Jafferau als auch Sommeiller auf dem Programm. Donnerstag wäre der Sommeiller gesperrt gewesen und die nächste Chance auf Jafferau hätte es erst wieder am Freitag gegeben.
Das Wetter war gut und über Forte Foens ging es ohne erkennbare Probleme bis auf den Monte Jafferau,
aber dann...
Bild
Wie in dem Forum schon festgestellt wurde, ist ein Motorschutz nicht nur eine optische Aufwertung des Fahrzeugs...
In unserem Fall ging es nun also ohne Motor und Gang auf der Skipiste wieder runter bis vor die Haustüre unseres Hotels, das glücklicherweise direkt am Fuße der Skipiste lag.
Für meinen Kumpel sollte die Reise damit beendet sein, und während er den Rücktransport für sich und sein Motorrad organisiert hat, bin ich dann nochmal alleine losgefahren, um das Tagesprogramm zu vollenden. Über Fort Pramand (wenn man oben ist versteht man, warum die Alpinisti genau da ihre Geschützanlage hingebaut haben - Weitblick in fast alle Richtungen)
ging es runter nach Salbertrand und von da zurück nach Bardonecchia und auf den Sommeiller - zumindest bis auf 95% des Sommeillers.
Nachdem mir der Motor 2x ausgegangen ist, musste ich kurz vor dem Ziel leider kehrt machen. Ich hatte zu wenig Restsprit drin - nicht dass es nicht gereicht hätte -die Tankanzeige stand noch auf 120 Restkilometer- aber die Kombination aus "nur noch 5l übrig, steil bergauf und Gerumpel hat offensichtlich dafür gesorgt, dass ständig Luft angesaugt wurde. Dass da im Tank irgendwas nicht in Ordnung war, wusste ich zwar schon vorher, aber dass es sich bei rumpeligen Bergan-Strecken so übel auswirken würde, war mir nicht bewusst. Na ja, mal verliert man und mal gewinnen die anderen.
Bergab gab es keinerlei Probleme und tatsächlich habe ich dann im Tal auch nur etwas mehr als 11 Liter in den Tank bekommen.
Mein Kumpel ist dann am nächsten Morgen mit dem Zug nach Hause gefahren und ich bin weiter wie geplant über die Assietta und den Finistere weiter gen Osten fahren. Da oben kann man schon eine ganze Weile verbringen, insbesondere wenn man dann auch noch so wie ich jeden kleinen Berggipfel hoch rennen muss. Das Panorama ist aber echt grandios.
Ab Condove ging es dann dem TET weiter folgend noch über den Colle de Colombardo. Zu dem hatte ich eine separate Beschreibung, weshalb ich mich traute, diesen auch alleine zu machen - und alleine war ich da wirklich... Gut zu fahren, aber leider hing oben eine Wolke voll drin - teilweise gab es grade mal 20m Sicht. Auf dem Colle selbst gibt es eine Kirche, die wohl auch Schutz- und Nächtigungsraum für gestrandete Abenteurer sein soll.
Die Stimmung da oben war aber so gespenstisch - es war keine Menschenseele unterwegs, auch auf dem Weg hoch und runter bin ich niemandem begegnet, es war absolut kein Laut zu hören - kein Vogel, nichts! - und dann war da auch noch dieser über den Bergkamm wabernde Nebel - ich habe in meinem Leben genug Horrorfilme gesehen um zu wissen, dass man genau dort nicht übernachten soll!
Im Valle di Viu angekommen, ging dann der TET für mich vorerst zu Ende. Was ich nicht kenne oder wozu ich nicht eine andere Beschreibung finden konnte, wollte ich nicht alleine fahren.
Für den Rest des Tages habe ich mir dann einen kleinen Umweg gegönnt. Es lag zwar überhaupt nicht auf der Strecke, aber ich wollte da sowieso schon immer mal hin, um den Berg, den ich schon aus so vielen Richtungen gesehen habe, auch mal vom Süden aus zu sehen. Und so ging es für mich auf Straßen nach Breuil Cervinia am Fusse des Monte Cervino, oder dem Hörnli, wie die Schweizer sagen, bzw. dem Matterhorn.
Tags drauf ging es das ganze Marmore-Tal erst mal wieder runter. Auf kleinen Straßen dann von Saint-Vincent über die Berge ins Evancon-Tal in der Hoffnung, noch einige schöne Blicke über das Aosta-Tal und dessen Berge zu bekommen. Leider war morgens alles noch ziemlich wolkenverhangen.
Auf der SP512 gings dann an den Südhängen der Berge entlang. Von da kann man hin und wieder tolle Blicke in die Voralpen-Ebene und über Biella werfen. Bei klarer Sicht sieht man sicher bis nach Turin.
Am Ende der kleinen Straße stößt man dann ziemlich unvermittelt auf das imposante Santuario di Oropa. Mitten im Wald...
Ich wollte dann weiter auf der SP513, aber leider war an der Galleria Rosazza Schluss.
Weiß der Herrgott, welches dieser ganzen Schilder am Ende die finale Entscheidungsbefugniss hat, aber auch Google Maps hat dann gezeigt, dass die Straße dahinter noch für ein ganzes Stück gesperrt sein würde. Deswegen habe ich dann schweren Herzens kehrt gemacht und bin den Umweg über Biella gefahren.
Oben dann wieder entlang der SP115 kommt man dann zum "Panoramica Zegna", einer wirklich tollen Rundum-Sicht.
Abends war ich dann in Varallo, in einer absoluten WOW-Unterkunft "B&B "La baita delle coccinelle". Der Besitzer hat mich gleich "gezwungen", das Moto unter seine Veranda zu stellen, weil es ja regnen soll, dann gabs noch Grappa und 1,5 Stunden Plausch in meinem gebrochenen italienisch...
Am nächsten Tag habe ich mich dann doch wieder umentschieden und beschlossen, weiter dem TET zu folgen, der ganz in der Nähe bei Borgosesia weiter ging.
Giuseppe von der B&B hatte mir am Abend davor angeboten, mit dem Wasserschlauch mein Motorrad abzusprühen, weil es von der Sauberkeit her absolut nicht seinen Ansprüchen an ein Motorrad entsprach - ich hatte aber die Ahnung, dass das vergebene Liebesmühe wäre. Ich sollte Recht behalten... Die Nacht über hatte es geregnet und somit ging es von Valduggia nach Gargallo gleich schon wieder auf Rutschpartie durch den Matsch. Volle Schlammpackung deluxe...
Den Schlenkerer des TET hoch über Lugano habe ich mir dann aber doch wieder erspart. Der Monte Galbiga hätte mich zwar schon intetessiert, aber da hing sowas von der Siff Richtung Norden in den Bergen. Stattdessen bin ich dann direkt nach Como gefahren, von dort an der Küstenstrasse bis Nesso, hoch auf den Passo Somano und über Civenna runter nach Bellagio.
Dort bin ich dann wieder in die offizielle TET-Route eingestiegen - ganz gediegen mit der Fähre nach Varenna.
Nachtruhe gab es dann ich in einem kleinen Kaff oben in den Bergen, in Cortenova. Das Hotel hatte kein WLAN, aber dafür noch einen Röhren-Fernseher auf dem Zimmer.
Ich war aber froh um alles. Am Ende dieses Tages hatte ich sowas von den Rand voll mit Kurven, Kehren und dem ständigen hoch und runter am Comer See. Und dazu dann auch noch das Wetter - den ganzen Tag musste ich praktisch durchgehend unter drohenden dunklen Wolken fahren. Ich hab zwar nichts abbekommen, aber es war halt ständig "kurz davor".
Wetter und Laune waren am nächsten Tag wieder deutlich besser, zumindest größtenteils..
Los gings wieder auf den TET. Bei Ballabio eine Kilometer-lange schmale Straße hoch nach Morterone. So viele Radfahrer hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Und dazu noch einige italienische Autos, die sich nicht getraut haben, die Radler auf der schmalen Straße zu überholen - schöne Straße, aber es ging im Schneckentempo... Wo sind bloß die italienischen Motoristi geblieben, die früher gerne bereit waren, ihr Leben -und insbesondere das Leben anderer- zu riskieren, um schneller voran zu kommen?
Oben sollte dann der Schotter losgehen - aber leider ist die Route inzwischen gesperrt...
Also den ganzen Müll wieder runter und um wieder Zeit aufzuholen durch lange, stinkige Tunnel runter in die Stadt. Um es mit dem Namen der Stadt zu sagen, die man so schön von oben sehen konnte, die aber gar nicht schön ist, wenn man drin steckt: Lecco mio, aber gigante!!!
Bei Sedrina ging es dann wieder zurück auf den TET - kleine, schöne Sträßchen, aber im Vergleich zu dem bisher erlebten eher unspektakulär.
Spannend wurde es dann wieder ab Prestine, es sollte auf der Nebenstrecke den Croce Domini hoch gehen.
Ein winziges Wegchen, teilweise so steil, wie ich es noch nicht erlebt habe - und oben als an der Malga Travagnolo, der Schotter losgehen sollte: Strecke wieder gesperrt...
Also auch das wieder runter und die normale Straße hoch auf den Croce Domini. Am Rifugio den obligatorischen Espresso eingefahren und über den Pass ging es zum Maniva rüber. Ich geb's auf - diese Strecke gibt es für mich offensichtlich nur mit Regen...
Schön war dagegen der folgende Passo della Spina.
An dem bin ich letztes Jahr abgeprallt, weil zwischen den Tunneln ein unpassierbarer Steinschlag auf dem Track lag. Dieses Jahr war dafür aber alles wieder frei.
Abends war ich dann am Idro-See in einem B&B direkt an der Hauptstraße und konnte live erleben, warum mehr und mehr Strecken für laute Motorräder gesperrt werden.
Am letzten Tag wollte ich dann noch den letzten Sprung nach Limone sul Garda machen, bevor ich heimfahre. Allerdings hatte ich am Tag vorher am Passo della Spina ein Bochumer Paar getroffen, die am Idro-See Ihren Urlaub auf dem Campingplatz verbringen und mit den zwei mitgebrachten Mopeds die Gegend unsicher machen.
Die haben mir berichtet, dass die TET-Strecke am Gardasee (zw. Costa nach Cima Piemp) gesperrt sei. Die Tremalzo-Nebenstrecke, die zwar nicht Teil des TETs ist, die ich aber schon mal vor Jahren gefahren bin (zw. Polzone und dem Tremalzo-Gipfel) und noch auf meinem Programm hatte, kannten sie zwar nicht, aber auch hier meinten sie, dass die wohl inzwischen wie alle anderen Strecken um den Gardasee mit Sicherheit auch komplett gesperrt sei oder zumindest müsste man sich vorher ein Permit besorgen.
Entsprechend habe ich beschlossen, mir den Umweg zum Gardasee zu sparen -die Straßen dort kenne ich und da gehen erfahrungsgemäß locker 2-3 Stunden drauf, nur um dann festzustellen, dass man vor einem weiteren Sperrschild steht...
Stattdessen bin ich schweren Herzens direkt vom Idro-See nach Hause aufgebrochen, der Weg war lang genug.
Über Madonna di Campiglio gings nach Norden - erstens weil es schon auf der Hinreise über Molveno ging und zweitens weil der Blick auf die Brenta immer wieder den kleinen Umweg wert ist.
Den Mendel runter nach Bozen. Von dort gings es dann über Jenesien und Hafling nach Meran -wenn ich schon den Gardasee ausgelassen habe, habe ich mir wenigstens diesen Umweg gegönnt, weil man von da normalerweise ein tolles Panorama hat, von der Sella über den Schlern bis zum Rosengarten. An dem Tag war die Sicht leider nur so lala...
Über den Jaufen und Brenner ging es (es war Montag, also schon wieder die Wochenend- Streckensperrungs-Schilder in Österreich elegant ignorierend) weiter nach Innsbruck. Zirler Berg hoch, dann die Vorderriss-Straße (der Zugspitzblick das Isartal entlang war leider auch wolkenverhangen. Trotzdem allemal besser als durch den Affenzirkus der Buckelgwandigen am Kesselberg)
nach Tölz und weiter nach Hause.
Daheim ist es auch schön.