Nic Nyloc
Buchsenprofi
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- 22 März 2015
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- Modelljahr
- 2015
Hallo Zusammen,
ich habe letztes Wochenende in Belgien im Enduro-/Trialpark Bilstain ein zweitägiges Endurotraining/"Dickschifftraining" gemacht und wollte meine Erfahrungen euch nicht vorenthalten. Dies war mein zweites Training im Offroad-Bereich mit der "Dicken".
Ich weiß das allgemein die Meinung herrscht, Bilstain sei nix für unsere Dicken, ich hab es dennoch gemacht und kann nun folgendes berichten:
Das Training fand letztes Wochenende am Samstag und Sonntag statt.
9 Teilnehmer (KTM 950 / F800GS / Duc Scrambler / 2x 12er GS / 1x 12GS ADV / 1x Big / 1x AT alt / 1x Tenere neu)
Der Trainer Stefan ist selbst (Wettkampf-) erfahrender Endurist, der sich gewöhnlich mit Sportenduros bewegt jedoch bei diesem Training einen prototypischen Touratech Komplett-Umbau der F800GS gefahren ist.
Sein Mopped lag bei ca. 190kg aufgetankt hatte ein komplett anderes Fahrwerk, Excel Felgen und ordentliche Stolle drauf. Die Gewichtsreduktion entstand hauptsächlich durch Tausch der Frontlampe, kein Windschild, leichtere Schnauze und nur noch eine Bremsscheibe+ Sattel etc. vorne (hier im liegenden Zustand, denn Aufheben gehörte auch wieder zur Übung):

Samstag ("Bekanntes wiederholen und verbessern"):
Bedingungen: geiles trockenes + sonniges Wetter, aber nicht zu heiß - super
ca. 9.30Uhr: ggf. Ausstattung der Fahrer mit Protektoren (Weste + Knie- und Ellebogenschoner)
ca. 10:00Uhr: Beginn mit Theorie des normalen stehenden Fahrens und der Ergonomie am Mopped (Lenker-/Griff-Einstellungen usw.)
ca. 10:30Uhr: Beginn mit Warmfahren auf der "Autobahn"*
Danach klassische Übungen auf dem oben sichtbaren einfachen Platz:
- Aufhebetechniken
- Kurventechniken (bis zum Lenkeranschlag)
- Bremsen mit und ohne Frontbremse
- gezieltes "sliden" durch Pinole
Nachmittag:
- alles was vormittags stattgefunden hat im Gelände, dabei verlassen der Autobahn und rechts die ersten Auf-und Abfahrten. Zwischendurch immer wieder Verbesserung der Fahrerpositionen durchgesprochen und die ersten Bergungen unter etwas schwierigeren Umständen durchgeführt.
Abend:
- Grillen und lecker Bierchen ums Lagerfeuer mit guter Musik und vielen netten Menschen (die Stammkundschaft Bilstains hielt uns alle für etwas bekloppt mit den Eimern das zu machen was wir taten aber waren schon den Tag lang immer wieder Zaungäste und der ein oder andere war tatsächlich beeindruckt was doch mit so nem Schiff geht, auch wenn keiner seine vielleicht 100kg gegen >230kg tauschen wollte...)
Sonntag ("etwas knackiger"):
Bedingungen: Regen und viel Matsch, glatte Steine, etc.
- erstmal wieder warm fahren
- Bergung am Hang - bleibt leider einer meiner "Lieblingsübungen", hab da immer wieder den Schweiß auf der Stirn stehen und das nicht vor Anstrengung!
- Hang Auf- und Abfahrten
- Anfahren am Hang aus schleifender Kupplung oder aus den Bremsen herraus
- Versetzen am Hang
- "echter" Hang mit üblen Geröll und echter Spursuche oder teilweise mit "die Karre findet schon einen Weg, bleib einfach locker" - Einstellung also echtes Adrenalin für jemanden, der gerade erst anfängt sich einigermaßen wohl im Gelände zu fühlen
- Fahren in LKW-Gelände-Spurrille (so tief, das die Boxer links und rechts schon ordentlich Matsch schieben mussten)
Hier auf der höchsten waagerechten und nicht ganz so rappeligen Stelle - man sieht, das auch den anderen Teilnehmern ein wenig Farbe um die Nase fehlt - das war schon eine Überwindung dort hoch und (für mich) vor allem wieder runter zu fahren:

Nachdem ich den "Berg" 3x hintereinander besiegt hatte konnte ich dann aber auch wieder grinsen:

Der weiteren Tagesverlauf war dann viel Fahren angesagt, Piste hoch Piste runter Berg hoch und Berg runter und das eine oder andere Mal Mopped aufheben (ich bin ganz gut durch gekommen und musste meine nur 1x aufheben, würde aber behaupten 3x wäre gerechtfertigt gewesen, ich hatte nur mehr Glück als Können - 2x war der Schnitt)
Zum Abschluss hat der Trainer mal gezeigt was noch mit der "Dicken" möglich ist. Extremer Hang und Sprung über eine Betonröhre - schon beeindruckend. Auch beeindruckt hat mich der Teilnehmer mit der 12er ADV, er hatte allerdings auch schon 6 Jahre Erfahrung und kannte Bilstain recht gut + fährt dieses Jahr seine zweite GS-Trophy mit bzw. erstmal die Quali. Er hat seinen Monstereimer mit ca. 280kg echt sehr sauber durch die Landschaft geführt - Hut ab!
-----------------------
Fazit Training/Trainer:
- für mich astrein, ich fand auch die nicht scharfe Trennung zwischen Anfängern und Leuten mit etwas Erfahrung gut, so konnte jeder sich selbst etwas einordnen aber auch der Erfahrenere hatte die Möglichkeit neues zu lernen. Stefan ist nen total sympathischer Vogel und so ne Art Platzhirsch, jeder kennt ihn jeder grüßt ihn. Er beantwortet alle Fragen sauber und ausführlich und geht auf Wünsche der Teilnehmer ein. Das er fahren kann steht ausser Frage.
Fazit Gelände:
Wer Angst vor kleineren Kriegsverletzungen hat ist dort falsch aufgehoben. Das Gelände ist zum größten Teil grober Schotter, Geröll, fette feste Steine, Wurzeln und schnell recht steil sowie bei Regen glatt und matschig. Lediglich die "Autobahn" ist wirklich für jeden easy zu machen. Ungeführt würde ich dort beim ersten Mal keinesfalls fröhlich drauf los fahren, es gibt Wege die harmlos anfangen und dann zu wirklichen Herausforderungen werden (sehr steile Singletrails mit engen Kurven wo man auch nicht "mal eben" drehen kann)
- Es gibt keine Auslaufzonen, jede Abfahrt muss sauber kontrolliert gefahren werden und man muss sicher am Ende stehen, da man immer wieder auf einen Querweg unten kommt.
- Das Gelände ist am WE nicht schlecht besucht und das können Trials, Sportenduros, ADVs, Quads und Geländewagen (Cliffhanger) sein. Eigentlich wird gut Rücksicht aufeinander genommen - mit einer Gruppe steht man aber dann doch hin und wieder mal im Weg
- Für unsere Besitzer von Sportenduros =< 450ccm würde ich es als Traumgelände bezeichnen, da kann jeder bis zu seiner grenze Spaß haben, für alle anderen: bei den ersten Malen nur mit Trainer
- Eintritt pro Tag 12€ bzw. 18€ - schlussendlich weiß ich es nicht, weil es mal so mal so war.
Fazit Unterkunft (auf dem Gelände):
Tja - "alte Jugendherberge" wäre fast schon geschmeichelt. Ich habe mit 3 anderen Jungs in einem kleinen Zimmer mit zwei Etagenbetten übernachtet. Das Zimmerchen war sauber und bestand aus ca. 2qm Boden-Abstellfläche und jenen Betten, die bei jeder Bewegung schaukelten. Das Zimmer war allerdings sauber und für die eine Nacht ok. Toilette auf dem Gang - auch sauber. Duschen unten, ähhhm - ok, man sollte nicht empfindlich sein! (Im Vergleich zu unserer Harz-Unterkunft 2015 war Harz super!)
Es gibt auch noch Appartements, über die kann ich allerdings nichts sagen, ich weiß noch nicht einmal ob sie über eigene sanitäre Einrichtungen verfügen. Der Platz in der Abstellkammer hat jedenfalls nen Zwanni gekostet. Die platzeigene Nahrungsmittelversorgungsstation war nicht gerade günstig (8€ für ein Käse-Schinken-Omlette, 6,50€ für ein Käsebaguette) aber in Ordnung. Ein Supermarkt ist in ca. 10min zu erreichen und ein externer Campingplatz auch. Wie genau es mit Camping auf dem Gelände aussieht weiß ich nicht, Platz gibts und Campmobile sowie Zelte standen auch da - aber die Orga ist etwas eigen und man kennt das ja - wer französisch als Muttersprache spricht verweigert sich ja traditionell jeglicher anderer Sprache aus Prinzip (ist jedenfalls meine Erfahrung). Naja mit meinen paar Brocken kam ich dennoch gut klar.
Fazit Motorrad:
- Ich hab ja ein paar Änderungen vorgenommen, u.a. andere Hebel und andere Rasten, beides halte ich für extrem sinnvoll. Mit ein paar Stops stand ich ca. 4-5h am Tag in den Rasten, die Originalen wären mir wohl irgendwann im Fuß versunken, breite Rasten sind in meinen Augen Pflicht - Pivot müssen es nicht sein, ich hab sie und liebe sie, andere hassen sie.
- Elektronischer "Schnickschnack": Der Enduromodus ist astrein, wenn man einfach schottert, auf einer normalen Reise mit ein paar unbefestigten Strassen ist dieser schnell wechselbare Modus durchaus brauchbar. Wenn es wirklich in den Hang geht hatte ich Probleme mit dem Systemen, insbesondere die Traktionskontrolle ging mir schnell auf den Zeiger - gerade wenn das Rad sich beginnt durchzuwühlen und wieder Grip bekommt hämmert die Elektronik rein und verhindert das Rutschen womit man wieder steht. ABS hingegen (im Enduromodus) ist interessant zu nutzen insbesondere beim Bergabfahren kann das tatsächlich helfen. Schlussendlich hab ich aber alles komplett ausgeschaltet - es gab mir einfach die größte Sicherheit zu wissen was genau los ist.
- Reifen: Ich war mit dem Mitas e07 (nicht Dakar*1) dort. 1,8 + 2.0bar (normal fahr ich sie mit 2.0 und 2.2 bar) Samstag bei besten Wetter ist dieser Strassenreifen mit "Dreckambitionen" wirklich gut zu fahren.
Im Matsch zeigt er schnell Schwächen, weil er einfach zu wenig Negativprofil hat und sich zu schnell zusetzt. Allerdings war er auch so nicht völlig unkontrollierbar - das Bike musste man nur etwas mehr tanzen lassen und größere Matschstrecken mit etwas mehr Speed "überfliegen".
Anfahren im richtigen Schlammloch war dann allerdings nix mehr - da ist er der falsche. Ich mag den Reifen und halte ihn für einen gelungenen Tourenreifen. Ohne es genau zu wissen würde ich sagen der K60 Scout und der Mitas E07 spielen so ziemlich in der gleichen Liga - ein TKC80 oder mehr hätte aber durchaus in Bilstain seinen Reiz gehabt.
--------------------
*Autobahn:
Bilstain ist im Grunde ein Canyon, zu Beginn geht es nur rechts recht steil hoch und etwas später auch links, in der Mitte fliesst ein kleiner Bach und mal links mal rechts davon verläuft der Hauptweg (Schotter + Matsch) der allgemein als "Autobahn" bezeichnet wird.
*1 Warum nicht den E07 "Dakar"?:
Ziemlich einfach, die Reifen unterscheiden sich nur durch die Härte der Flanke. Das ermöglicht einem den Dakar noch platter zu fahren. Das ich das bräuchte ist allerdings noch nicht wirklich vorgekommen und schlussendlich habe ich auf das "Dakar" verzichtet, weil ich es nicht geschafft habe diesen alleine mit der Hand aufzuziehen, was mir jedoch mit dem E07 ohne "Dakar" gelungen ist.
Bei einem Reisereifen ist aber die Möglichkeit des Selbstflickens wichtiger für mich als die paar % bessere Geländetauglichkeit. Wenn ich wirklich ins Gelände möchte, dann sind weder ein Scout noch ein E07 für mich die richtige Wahl, es sind beide "Kompromissreifen" mit extrem guter Langlebigkeit und dem Profil um im Nassen auf Asphalt nicht Polka zu tanzen und im normalen Dreck gut klar zu kommen. Hand aufs Herz mit einem echten Stollenreifen haben beide aber so gar nix gemein, genauso wie die F800GS keine Sportenduro ist und nur von wenigen wirklich im harten Enduroeinsatz bewegt werden kann (und sollte).
---------------------
Best!
Nic
ich habe letztes Wochenende in Belgien im Enduro-/Trialpark Bilstain ein zweitägiges Endurotraining/"Dickschifftraining" gemacht und wollte meine Erfahrungen euch nicht vorenthalten. Dies war mein zweites Training im Offroad-Bereich mit der "Dicken".
Ich weiß das allgemein die Meinung herrscht, Bilstain sei nix für unsere Dicken, ich hab es dennoch gemacht und kann nun folgendes berichten:
Das Training fand letztes Wochenende am Samstag und Sonntag statt.
9 Teilnehmer (KTM 950 / F800GS / Duc Scrambler / 2x 12er GS / 1x 12GS ADV / 1x Big / 1x AT alt / 1x Tenere neu)
Der Trainer Stefan ist selbst (Wettkampf-) erfahrender Endurist, der sich gewöhnlich mit Sportenduros bewegt jedoch bei diesem Training einen prototypischen Touratech Komplett-Umbau der F800GS gefahren ist.
Sein Mopped lag bei ca. 190kg aufgetankt hatte ein komplett anderes Fahrwerk, Excel Felgen und ordentliche Stolle drauf. Die Gewichtsreduktion entstand hauptsächlich durch Tausch der Frontlampe, kein Windschild, leichtere Schnauze und nur noch eine Bremsscheibe+ Sattel etc. vorne (hier im liegenden Zustand, denn Aufheben gehörte auch wieder zur Übung):

Samstag ("Bekanntes wiederholen und verbessern"):
Bedingungen: geiles trockenes + sonniges Wetter, aber nicht zu heiß - super
ca. 9.30Uhr: ggf. Ausstattung der Fahrer mit Protektoren (Weste + Knie- und Ellebogenschoner)
ca. 10:00Uhr: Beginn mit Theorie des normalen stehenden Fahrens und der Ergonomie am Mopped (Lenker-/Griff-Einstellungen usw.)
ca. 10:30Uhr: Beginn mit Warmfahren auf der "Autobahn"*
Danach klassische Übungen auf dem oben sichtbaren einfachen Platz:
- Aufhebetechniken
- Kurventechniken (bis zum Lenkeranschlag)
- Bremsen mit und ohne Frontbremse
- gezieltes "sliden" durch Pinole
Nachmittag:
- alles was vormittags stattgefunden hat im Gelände, dabei verlassen der Autobahn und rechts die ersten Auf-und Abfahrten. Zwischendurch immer wieder Verbesserung der Fahrerpositionen durchgesprochen und die ersten Bergungen unter etwas schwierigeren Umständen durchgeführt.
Abend:
- Grillen und lecker Bierchen ums Lagerfeuer mit guter Musik und vielen netten Menschen (die Stammkundschaft Bilstains hielt uns alle für etwas bekloppt mit den Eimern das zu machen was wir taten aber waren schon den Tag lang immer wieder Zaungäste und der ein oder andere war tatsächlich beeindruckt was doch mit so nem Schiff geht, auch wenn keiner seine vielleicht 100kg gegen >230kg tauschen wollte...)
Sonntag ("etwas knackiger"):
Bedingungen: Regen und viel Matsch, glatte Steine, etc.
- erstmal wieder warm fahren
- Bergung am Hang - bleibt leider einer meiner "Lieblingsübungen", hab da immer wieder den Schweiß auf der Stirn stehen und das nicht vor Anstrengung!

- Hang Auf- und Abfahrten
- Anfahren am Hang aus schleifender Kupplung oder aus den Bremsen herraus
- Versetzen am Hang
- "echter" Hang mit üblen Geröll und echter Spursuche oder teilweise mit "die Karre findet schon einen Weg, bleib einfach locker" - Einstellung also echtes Adrenalin für jemanden, der gerade erst anfängt sich einigermaßen wohl im Gelände zu fühlen

- Fahren in LKW-Gelände-Spurrille (so tief, das die Boxer links und rechts schon ordentlich Matsch schieben mussten)
Hier auf der höchsten waagerechten und nicht ganz so rappeligen Stelle - man sieht, das auch den anderen Teilnehmern ein wenig Farbe um die Nase fehlt - das war schon eine Überwindung dort hoch und (für mich) vor allem wieder runter zu fahren:

Nachdem ich den "Berg" 3x hintereinander besiegt hatte konnte ich dann aber auch wieder grinsen:

Der weiteren Tagesverlauf war dann viel Fahren angesagt, Piste hoch Piste runter Berg hoch und Berg runter und das eine oder andere Mal Mopped aufheben (ich bin ganz gut durch gekommen und musste meine nur 1x aufheben, würde aber behaupten 3x wäre gerechtfertigt gewesen, ich hatte nur mehr Glück als Können - 2x war der Schnitt)
Zum Abschluss hat der Trainer mal gezeigt was noch mit der "Dicken" möglich ist. Extremer Hang und Sprung über eine Betonröhre - schon beeindruckend. Auch beeindruckt hat mich der Teilnehmer mit der 12er ADV, er hatte allerdings auch schon 6 Jahre Erfahrung und kannte Bilstain recht gut + fährt dieses Jahr seine zweite GS-Trophy mit bzw. erstmal die Quali. Er hat seinen Monstereimer mit ca. 280kg echt sehr sauber durch die Landschaft geführt - Hut ab!
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Fazit Training/Trainer:
- für mich astrein, ich fand auch die nicht scharfe Trennung zwischen Anfängern und Leuten mit etwas Erfahrung gut, so konnte jeder sich selbst etwas einordnen aber auch der Erfahrenere hatte die Möglichkeit neues zu lernen. Stefan ist nen total sympathischer Vogel und so ne Art Platzhirsch, jeder kennt ihn jeder grüßt ihn. Er beantwortet alle Fragen sauber und ausführlich und geht auf Wünsche der Teilnehmer ein. Das er fahren kann steht ausser Frage.
Fazit Gelände:
Wer Angst vor kleineren Kriegsverletzungen hat ist dort falsch aufgehoben. Das Gelände ist zum größten Teil grober Schotter, Geröll, fette feste Steine, Wurzeln und schnell recht steil sowie bei Regen glatt und matschig. Lediglich die "Autobahn" ist wirklich für jeden easy zu machen. Ungeführt würde ich dort beim ersten Mal keinesfalls fröhlich drauf los fahren, es gibt Wege die harmlos anfangen und dann zu wirklichen Herausforderungen werden (sehr steile Singletrails mit engen Kurven wo man auch nicht "mal eben" drehen kann)
- Es gibt keine Auslaufzonen, jede Abfahrt muss sauber kontrolliert gefahren werden und man muss sicher am Ende stehen, da man immer wieder auf einen Querweg unten kommt.
- Das Gelände ist am WE nicht schlecht besucht und das können Trials, Sportenduros, ADVs, Quads und Geländewagen (Cliffhanger) sein. Eigentlich wird gut Rücksicht aufeinander genommen - mit einer Gruppe steht man aber dann doch hin und wieder mal im Weg
- Für unsere Besitzer von Sportenduros =< 450ccm würde ich es als Traumgelände bezeichnen, da kann jeder bis zu seiner grenze Spaß haben, für alle anderen: bei den ersten Malen nur mit Trainer
- Eintritt pro Tag 12€ bzw. 18€ - schlussendlich weiß ich es nicht, weil es mal so mal so war.
Fazit Unterkunft (auf dem Gelände):
Tja - "alte Jugendherberge" wäre fast schon geschmeichelt. Ich habe mit 3 anderen Jungs in einem kleinen Zimmer mit zwei Etagenbetten übernachtet. Das Zimmerchen war sauber und bestand aus ca. 2qm Boden-Abstellfläche und jenen Betten, die bei jeder Bewegung schaukelten. Das Zimmer war allerdings sauber und für die eine Nacht ok. Toilette auf dem Gang - auch sauber. Duschen unten, ähhhm - ok, man sollte nicht empfindlich sein! (Im Vergleich zu unserer Harz-Unterkunft 2015 war Harz super!)

Es gibt auch noch Appartements, über die kann ich allerdings nichts sagen, ich weiß noch nicht einmal ob sie über eigene sanitäre Einrichtungen verfügen. Der Platz in der Abstellkammer hat jedenfalls nen Zwanni gekostet. Die platzeigene Nahrungsmittelversorgungsstation war nicht gerade günstig (8€ für ein Käse-Schinken-Omlette, 6,50€ für ein Käsebaguette) aber in Ordnung. Ein Supermarkt ist in ca. 10min zu erreichen und ein externer Campingplatz auch. Wie genau es mit Camping auf dem Gelände aussieht weiß ich nicht, Platz gibts und Campmobile sowie Zelte standen auch da - aber die Orga ist etwas eigen und man kennt das ja - wer französisch als Muttersprache spricht verweigert sich ja traditionell jeglicher anderer Sprache aus Prinzip (ist jedenfalls meine Erfahrung). Naja mit meinen paar Brocken kam ich dennoch gut klar.
Fazit Motorrad:
- Ich hab ja ein paar Änderungen vorgenommen, u.a. andere Hebel und andere Rasten, beides halte ich für extrem sinnvoll. Mit ein paar Stops stand ich ca. 4-5h am Tag in den Rasten, die Originalen wären mir wohl irgendwann im Fuß versunken, breite Rasten sind in meinen Augen Pflicht - Pivot müssen es nicht sein, ich hab sie und liebe sie, andere hassen sie.
- Elektronischer "Schnickschnack": Der Enduromodus ist astrein, wenn man einfach schottert, auf einer normalen Reise mit ein paar unbefestigten Strassen ist dieser schnell wechselbare Modus durchaus brauchbar. Wenn es wirklich in den Hang geht hatte ich Probleme mit dem Systemen, insbesondere die Traktionskontrolle ging mir schnell auf den Zeiger - gerade wenn das Rad sich beginnt durchzuwühlen und wieder Grip bekommt hämmert die Elektronik rein und verhindert das Rutschen womit man wieder steht. ABS hingegen (im Enduromodus) ist interessant zu nutzen insbesondere beim Bergabfahren kann das tatsächlich helfen. Schlussendlich hab ich aber alles komplett ausgeschaltet - es gab mir einfach die größte Sicherheit zu wissen was genau los ist.
- Reifen: Ich war mit dem Mitas e07 (nicht Dakar*1) dort. 1,8 + 2.0bar (normal fahr ich sie mit 2.0 und 2.2 bar) Samstag bei besten Wetter ist dieser Strassenreifen mit "Dreckambitionen" wirklich gut zu fahren.
Im Matsch zeigt er schnell Schwächen, weil er einfach zu wenig Negativprofil hat und sich zu schnell zusetzt. Allerdings war er auch so nicht völlig unkontrollierbar - das Bike musste man nur etwas mehr tanzen lassen und größere Matschstrecken mit etwas mehr Speed "überfliegen".
Anfahren im richtigen Schlammloch war dann allerdings nix mehr - da ist er der falsche. Ich mag den Reifen und halte ihn für einen gelungenen Tourenreifen. Ohne es genau zu wissen würde ich sagen der K60 Scout und der Mitas E07 spielen so ziemlich in der gleichen Liga - ein TKC80 oder mehr hätte aber durchaus in Bilstain seinen Reiz gehabt.
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*Autobahn:
Bilstain ist im Grunde ein Canyon, zu Beginn geht es nur rechts recht steil hoch und etwas später auch links, in der Mitte fliesst ein kleiner Bach und mal links mal rechts davon verläuft der Hauptweg (Schotter + Matsch) der allgemein als "Autobahn" bezeichnet wird.
*1 Warum nicht den E07 "Dakar"?:
Ziemlich einfach, die Reifen unterscheiden sich nur durch die Härte der Flanke. Das ermöglicht einem den Dakar noch platter zu fahren. Das ich das bräuchte ist allerdings noch nicht wirklich vorgekommen und schlussendlich habe ich auf das "Dakar" verzichtet, weil ich es nicht geschafft habe diesen alleine mit der Hand aufzuziehen, was mir jedoch mit dem E07 ohne "Dakar" gelungen ist.
Bei einem Reisereifen ist aber die Möglichkeit des Selbstflickens wichtiger für mich als die paar % bessere Geländetauglichkeit. Wenn ich wirklich ins Gelände möchte, dann sind weder ein Scout noch ein E07 für mich die richtige Wahl, es sind beide "Kompromissreifen" mit extrem guter Langlebigkeit und dem Profil um im Nassen auf Asphalt nicht Polka zu tanzen und im normalen Dreck gut klar zu kommen. Hand aufs Herz mit einem echten Stollenreifen haben beide aber so gar nix gemein, genauso wie die F800GS keine Sportenduro ist und nur von wenigen wirklich im harten Enduroeinsatz bewegt werden kann (und sollte).
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Nic
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