Hallo zusammen,
ich kann ein bisschen von unseren Erfahrungen mit dem
Albrecht COHS in Zusammenspiel mit dem Albrecht
BHS-301N, sowie dem Cardo Freecom 4x berichten. Nachdem es doch eine Menge Text geworden ist, gibts zu beiden System jeweils ein kurzes Fazit direkt unter der Überschrift

Falls es noch spezifische Fragen gibt, versuche ich die gerne zu beantworten.
Albrecht COHS + Albrecht BHS-301N
Unser Fazit: Diese Lösung ist zwar sehr günstig (wenn die Funkgeräte schon da sind), taugt aber höchstens dazu, mal zu signalisieren, dass man gerne anhalten möchte; ein Gespräch ist nicht sinnvoll möglich.
Das Albrecht COHS ist ein Helmeinbaukit mit Mikrofon und zwei Lautsprechern, das zugehörige BHS301N ist ein Kabelsatz, um das COHS mit einem Funkgerät (in meinem Fall DeTeWe Outdoor 8000) zu verbinden und enthält außerdem einen Push-to-Talk-Knopf, der per Klettband am Lenker o.ä. befestigt wird.
Zuerst das positive: Die Reichweite von halbwegs brauchbaren PMR-Funkgeräten ist der Bluetooth-Konkurrenz natürlich sehr deutlich überlegen, wenn man die Funkgeräte nicht gerade unter die Sitzbank packt, sind bei freier Sicht mehrere Kilometer drin, im bergigen Gelände reicht es aber auch locker um die nächsten zwei Kurven. Außerdem ist diese Lösung - wenn die Funkgeräte ohnehin vorhanden sind - mit ca. 30€ pro Set unschlagbar günstig und funktioniert, so lange immer nur einer funkt, für beliebig große Gruppen.
Das war es dann aber auch schon mit dem positiven, denn:
- Jedes Mal beim Auf- und Absteigen muss mindestens die Steckverbindung am Helm ein- bzw. ausgesteckt werden (was sehr fummelig ist)
- Die Qualität der Mikrofone ist nicht besonders gut
- Es fehlt eine (Wind-)Geräuschunterdrückung - zusammen mit den schlechten Mikrofonen ist es dadurch schon bei niedrigem Tempo innerorts nicht einfach, sich gegenseitig zu verstehen.
- Die Lautsprecher sind viel zu leise - außerorts habe ich nicht einmal bemerkt, wenn meine Frau versucht hat, mit mir zu reden
- Die Push-to-Talk-Knöpfe sind fummelig und an unseren Motorrädern (meine Frau fährt eine Suzuki SV650) nicht wirklich ergonomisch sinnvoll platzierbar
- Es gibt nur 8 PMR-Funkkanäle; die sind zwar meistens frei, aber es kam schon mal vor, dass wir eine Weile nicht reden konnten, weil der vor Fahrtantritt gewählte Kanal gerade belegt war.
Nach den schlechten Erfahrungen mit der Funkgerät-Lösung haben wir uns auf die Suche nach etwas besserem gemacht und sind bei folgendem System gelandet:
Cardo Freecom 4x
Unser Fazit: Das Freecom 4x ist zwar relativ teuer, aber dafür funktioniert es einfach. Sowohl für Gespräche während der Fahrt, als auch zum Musik hören oder Telefonieren. Wir würden es wieder kaufen.
Das Freecom 4x ist ein "normales" Kommunikationssystem und kommt mit Schwanenhals-, sowie Klebemikrofon und je zwei Lautsprechern. Außerdem liegen zur Befestigung am Helm jeweils eine Klemm-Grundplatte und eine Klebe-Grundplatte bei; bei uns ist beides im Einsatz (an meinem Nolan N100-5 ist die Grundplatte geklebt, beim Nexo-Helm meiner Frau geklemmt). Preislich ist es wohl eher dem oberen Segment zuzuordnen.
Unsere Erfahrungen nach gut 6.000 km zu zweit und weiteren 4.000 km von mir alleine:
- Die Qualität der Sprachübertragung ist top. Man kann sich wirklich gut unterhalten während der Fahrt - für uns ist das gemeinsame Fahren dadurch nochmal einiges schöner geworden.
- Die Geräuschunterdrückung tut meistens, was sie soll. So lange man nicht redet, wird auch nicht übertragen, sobald man redet, werden Wind- und andere Geräusche ziemlich gut raus gefiltert. Allerdings "schluckt" die Geräuschunterdrückung auch gerne mal ein kurzes "Ja" oder ein "M-hmm". Wenn man sich dessen bewusst ist und solche kurzen Sätze etwas überbetont deutlich spricht, funktioniert es aber. Bei Telefonaten merkt das Gegenüber oft nicht mal, dass ich gerade auf dem Motorrad sitze.
- Die Lautsprecher haben genügend Lautstärke-Reserven - auch mit Gehörschutz unterm Helm und auf der Autobahn. Auch die Klangqualität der Lautsprecher ist erstaunlich gut - kann natürlich nicht mit guten Kopfhörern o.ä. mithalten, aber durchaus geeignet, um auch mal Musik zu hören.
- Sie haben bisher jedes Wetter klaglos mitgemacht - von 40°C im Schatten bis -5°C sowie diverse Regenfahrten haben keinerlei Aussetzer oder Akkuprobleme verursacht. Einziger Ausfall: Die Klebebefestigung an meinem Helm hat nach ca. einem Jahr aufgegeben, mit ein bisschen Kleber war das aber in Minuten lösbar.
- Stichwort Akku: Wenn wir zu zweit reisen und den ganzen Tag quatschen, laden wir die Cardos normalerweise jede Nacht auf - falls wir das mal vergessen, reicht die Akkuladung aber meistens auch den kompletten nächsten Tag noch. Wenn ich alleine unterwegs bin, habe ich das Cardo oft an, um Musik zu hören oder zu telefonieren - da lade ich maximal alle zwei Wochen mal.
- Musik hören und Telefonieren funktioniert ebenfalls gut und wird von mir auch viel genutzt. Gerade das Telefon ist auf Touren zu zweit auch praktisch, wenn man sich mal komplett verliert, weil einer falsch abbiegt o.ä.
- Die Sprachsteuerung funktioniert sehr gut. Während der Fahrt fasse ich das Cardo eigentlich nie an, mit einer Ausnahme: Bei Telefonaten beende ich das Telefonat per Tastendruck (statt "Hey Cardo, Anruf beenden" zu sagen - das hört das Gegenüber nämlich).
- Mehr als zwei Teilnehmer haben wir nicht getestet.
- Reichweite ist für uns zu zweit in der Praxis fast nie ein Problem:
- Bei Sichtkontakt sind einige hundert Meter drin
- In den Bergen kann die Verbindung schon mal abbrechen, wenn man durch eine Klippe o.ä. getrennt wird - die Verbindung wird aber ziemlich zuverlässig automatisch wieder aufgebaut (und wenn nicht, dann reicht ein kurzer Sprachbefehl)
- Wenn LKWs o.ä. zwischen uns sind, hatten wir bisher nie Probleme, das dürften dann so ca. 200-300m Abstand gewesen sein