Tag 7 - Wegstrecke Fondi - ROMA (alles andere ist eh Pillepalle) - Murlo - 361 Km
Andreas hat ja schon bildlich den Vergleich zum Film "Castaway" bemüht. Da gibts doch auch die Szene mit dem Freudentanz und dem Zitat "Ich habe Feuer gemacht!!!". So ähnlich hab ich mich dann heute Nachmittag auch gefühlt, nur der Text war anders:
ICH! HABE! ÜBERLEBT!
Aber mal von Anfang an. Start heute Morgen in Fondi nach dem üblichen Meeegafrühstück (Kaffee und ein Cornetto, bei uns eher als Croissant bekannt) .... by the way, auch Ihr Italiener werdet mich nicht zum bekennenden Süßfrühstücker machen!
Auf der Via Appia nordwärts bei gar nicht so schlimmem Verkehr, konnte ich die Landschaft des Lazio genießen. Alles wirkt hier irgendwie kultivierter. Immer wieder Wasserflächen, bewirtschaftetes Land, einzelne Landgüter, ellenlange Alleen mit uralten Kiefern säumen die Straße. Da kann man sich fast die Legionäre vorstellen, die sich hier vor über 2000 Jahren schon die Caligae abgelatscht haben. Ach ja.... Nein Hörr Obelix! So sehr konnten die Römer wohl doch nicht spinnen, denn sonst hätten sie sich hier nicht angesiedelt.
Ab uns zu sieht man auch mal eine Ruine aus alten Zeiten am Straßenrand. Allerdings nicht nur antike, sondern auch üble Industriebrachen aus neueren Zeiten. Unterwegs kommt man auch in Castel Gandolfo vorbei und kann anerkennend feststellen, dass auch die Päpste wussen wo man hübsch wohnt. Hat man dann mal Ciampino und den GRA (=Autobahnring) passiert, verdichtet sich die Bebauung und ehe man sich versieht steckt man im Stau der ewigen Stadt.
Was ich bisher zu den Verkehrsregeln kennen lernen durfte, wird jetzt nochmal auf den Kopf gestellt. Fahrspurbegrenzungen auf dem Boden? Frag mal einen Römer, der kann Dir sicher nicht sagen, warum so ein Irrer irgendwelche Striche auf die Straßen malt. Der zur Verfügng stehende Straßenraum wird maximal ausgenutzt. Zwei Fahrspuren? Pah! Da passen auch vier Autos nebeneinander. Zum Glück sind die Autos hier zumeist genau so lang wie breit

Durch die schmalen Ritzen schießen ständig Roller und Moppeds in Mopsgeschwindigkeit, so schnell kann man gar nicht schauen. Irgendwie hat man das Gefühl von allen Seiten UND von oben, unten, aus mehreren Paralleluniversen und dem Hyperraum kommen Fahrzeuge dahergeschossen.
Na und im Stau wirds noch lustiger. Also wenn man mal ein paar Minuten steht, dann geht das Hupkonzert los. Der eingeklemmte Aufofahrer möchte weiter kommen, kann aber nicht. Irgendwo ganz vorne am Stau, da steht doch sicher einer und fährt nicht obwohl er könnte. Das muss man dem doch mitteilen, dass so was gar nicht geht.... MÖÖÖÖÖP!
Ja und dann gibts da noch die Bus- und Tramspuren, auf denen laut Beschilderung auch Taxis und Einsatzfahrzeuge fahren dürfen. Es ist nich die große Menge, die dieses Gebot übertritt. Aber dennoch sieht man ständig normale Autos dort am Stau entlang fahren. Vermutlich sind die alle bei der Kripo.
Der Wahnsinn? Nö, eigentlich gar nicht. Die Devise heißt "mitmachen", dann hat man auf einmal das Gefühl so sicher wie in Abrahams Schoß zu sein. Mitmachen heißt in dem Fall, mehr auf die anderen Verkehrsteilnehmer achten, dann erst auf die Regularien (Ampeln mal ausgeschlossen). Dem Tod auf schon halber Strecke getrotzt, hab ich mir einen Cappucino im Zentrum des Gewusels am Colloseum geleistet. Vergleich: Cappucino, Acqua Minerale und ein kleines Panino heute 16 Euro, letztens auf dem Land für fast das gleiche nur 2 Euro. So zockt man uns Touristen ab.
Also noch eben bei der Piazza San Pietro vorbeigeschaut und dann wieder gen Norden stadtauswärts gestaut, dabei noch ein paar Sehenswürdigkeiten abgelichtet. Endlich außerhalb des GRA kam auch wieder Fahrtwind ins Spiel und auf der wirklich toll ausgebauten Via Cassia, die Rom mit Siena und Florenz verbindet, rollten die Pneus in Richtung Toskana.
Mein Domizil heute ist wieder ein toller Glücksgriff. Diesmal hab ich nur die Adresse aus "blöking.com", denn laut App war schon alles ausgebucht. Also mal auf blöd hinfahren und fragen, weil ja nie alle Zimmer auf den Buchungsportalen angeboten werden. Und siehe da, ich habe ein kleines Appartement in einem angeblich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Landgutes, das wiederum Teil des 654 Hektar großen Agritourismo Fattoria Casabianca ist. Auf diesem Areal stehen insgesamt acht dieser Landgüter, die jeweils Appartements enthalten. Vom Hauptgebäude mit Rezeption und Restaurant sind es ganze drei Kilometer Schotterstraße (!!) bis zum Appartement, das in einem Nebengebäude des Gutes ist. Die anderen Appartements hier sind nicht vermietet und so sitze ich jetzt im eigenen Garten und tippe diesen Bericht.
Aber jetzt geh ich mal lieber rein, es wird kühl.
