Tag_15
Heute stehen zwei der berüchtigten Tour de France Pässe auf dem Programm. Zuerst wollen wir den Col d'Aubisque und später dann noch den Tourmalet erklimmen. Soweit der Plan, aber es sollte anders kommen.
Zunächst einmal erfreuten wir uns an einem guten Frühstück. In dieser Hinsicht bieten die Spanier mehr als die Franzosen. Der Schinken war von bester Qualität und der Bergkäse sehr würzig. Dazu Roggenbrötchen, Kaffee, Orangensaft und natürlich auch Croissants. Was wünscht man sich mehr.
Das Packen der Sachen ist inzwischen zur Routine geworden, länger als eine viertel Stunde brauchen wir nicht um die Taschen mit unseren sieben Sachen zu packen. Die Innentaschen verschwinden in Sekundenschnelle in den Koffern. Die Rolltasche ist dank Rokstraps auch in wenigen Minuten auf dem Motorrad fest gemacht.
Wir verlassen das gemütliche Dorf Richtung Norden. Auch hier wären wir gerne noch ein paar Tage geblieben. Die Gegend lädt einfach zum Wandern ein.
Zunächst geht es relativ gerade, leicht ansteigend aus dem Tal hinaus. In der Ferne ist aber schon der Kamm zu erkennen, den wir als erstes überwinden müssen.
Die Passhöhe ist schneller erreicht als gedacht. Auf dem Foto ist sehr schön der erste Teil der Strecke zu erkennen. Dort hinten im Tal liegt Isaba. Kurz vor Erreichen der Passhöhe , war der Platz für zusätzliche Serpentinen wohl zu klein, so griffen die Wegebauer zu einem Kunstgriff. Die Straße beschreibt eine etwa 270° Kurve. Dabei überquert sich selbst. So eine Architektur haben wir bislang erst einmal gesehen, auf Mallorca hinunter in die Schlucht von Sa Calobra.
Für uns geht es aber weiter bergauf.
Oben angekommen geht es gleich wieder hinunter ein Schild weist die Richtung. Es wird wieder enger.
Der Weg führt durch eine kleine Schlucht.
Auf der Strecke überholten wir immer wieder Rennradfahrer. Diese waren meist in größeren Gruppen und gleichem Outfit unterwegs. Dazu passende Servicefahrzeuge waren auch nicht selten.
Ok es ist Wochenende und Franzosen als auch Spanier sind begeisterte Radrennfahrer. Am Straßenrand parkten immer öfter Pkw und Wohnmobile, derer Eigner saßen mit Kind und Kegel nebst kompletter Campingausstattung vor ihren Fahrzeugen. Schon ein komisches Volk diese Franzosen, dachte ich mir, fahren zum Campen an die Landstrasse.
Einen kleinen Teil der Strecke, durch das Vallée d'Ossau kann man noch auf der alten Strecke befahren. Hier waren wir wieder allein unterwegs.
Irgendwann mussten wir aber wieder auf die Hauptroute zurück. Unser Erstaunen war groß. Der Straßenrand glich nun mehr einem Campingplatz. Der Verkehr war auch auf ein vielfaches angewachsen.
Die Gestaltung der Straßenränder glich eher die einer Formel 1 Rennstrecke.
Anfangs machte die Sache ja noch Spaß. Der Verkehr stieg aber von Kilometer zu Kilometer. Das dichte Fahren in der Gruppe am Berg bei niedrigsten Geschwindigkeiten strengt auf Dauer gewaltig an. Zumal die Temperaturen trotz der Höhe auch schon wieder bei 28°C waren.
Aber es gab kein Zurück, so dachten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch. An einem Polizeiposten kurz nach diesem Bild kamen wir auch noch ohne Probleme vorbei.
Kurz unterhalb der Passhöhe haben wir uns an einem, normalerweise sehr abgelegenem Hotel, eine Pause gegönnt.
Während wir gemütlich untere Cola genießen und dem Trubel zuschauen, kurven von der Passhöhe zwei Harleys herunter und halten auch vor dem Hotel. An den Nummernschildern erkennen wir, die kommen aus Zürich. Da sollte eine Verständigung möglich sein war mein erster Gedanke, schwierig aber machbar. Die beiden fluchten schon beim Helm absetzen, das ließ auf nichts Gutes schließen. In der Tat hatte man ihnen 300m vor Erreichen der Passhöhe die Durchfahrt verwehrt. Wir haben wenig später dieselbe Erfahrung machen dürfen. Eine Umgehung von einem Pass bedeutet in solchen Gegenden einen erheblichen Umweg. Unser Navi verlängerte den Trip um nette 85km. Die Fahrt sollte uns nun wieder hinunter ins Tal und dann durch Lourdes führen. Von da ab ging es dann wieder Richtung alte Streckenplanung. Glücklicherweise konnten wir, erstmal im Tal angelangt, zügig unsere Fahrt vorsetzen. Lourdes passierten wir ohne große Verzögerungen. Wenn man sieht wieviel Busparkplätze es dort gibt hätte das auch anders ausgehen können. Von da an nehmen wir wieder Kurs auf das alte Ziel.
Wieweit würden wir kommen? Die Anfahrt auf den Pass, von dieser Seite, ist weniger spektakulär dafür aber viel flüssiger zu fahren. Wir kommen gut vorwärts bis zum Col du Soulor. Dort empfängt uns und auch andere die französische reitende Gebirgesmarine zu Fuß.
Denn selbstverständlich stand am Fuße des Passes kein Schild, das dieser gesperrt wäre. Schon ein lustiges Völkchen diese Gallier. Also drehen wir um und nehmen mit etwa 2 stündiger Verspätung unsere geplante Route wieder auf. Es geht hinab ins Tal. Das nächste Ziel dürfte nicht gesperrt sein. Alle Radfahrer sind ja nun hinter uns. Wir wollen auf den (Alb)Traum aller Radfahrer hinauf. Den Col du Tourmalet. Vorher fahren wir noch eine ganze Weile entlang der Gave de Gavarnie. Die Straße folgt dem Fluss in weiten Bögen. Man kann die erlaubten 90km/h ausfahren und so holen wir ein wenig von der verlorenen Zeit auf.
Irgendwann erreichen wir den Fuß des Passes.
Dann geht es hinauf.
Wir erreichen den Kamm. Der Pass ist für Motorradfahrer wenig spektakulär, man kann ihn flüssig fahren es gibt nur wenige Kehren. Wir ziehen aber vor jedem Radfahrer den Hut der diesen Pass bezwungen hat.
Von nun ab geht es nur noch bergab, unserem Ziel Bagnères-de-Bigorre entgegen. Auf den geplanten Schwenk über die alte Straße verzichten wir, hierfür ist die Zeit schon zu weit vorgerückt. Schade.
Gegen 19:30 erreichen wir unsere Unterkunft. Das Motorrad bekommt einen lauschigen Platz unter dem Baum.
Auch unser Unterschlupf für diese Nacht strahlte viel Gemütlichkeit aus.
Allein der Blick aus dem Fenster ließ nichts Gutes für morgen erahnen.
ach ja uns hat die
Vuelta a España - Spanien-Rundfahrt 2016
eingebremst