Tag 8: Livorno - nach Hause / 669,9 Km
Puh! Um 05:30 morgens klingelt der Wecker!
Der Grund dafür ist, dass wir um 07:00 Uhr in Livorno anlegen und die Kabine eine Stunde vorher geräumt sein muss. Also noch schlaftrunken und leicht ferngesteuert duschen, Zähne putzen, die Bordklamotten wieder einpacken und in die Moppedkluft. Alles läuft - bis jetzt noch - plangemäß. Da es unter Deck in der gesamten Cordura-Staffage doch recht flott warm wird unterm Skalp, schlendere ich aufs Aussichtsdeck und werde mit einem wunderschönen Sonnenaufgang belohnt.
Jetzt kommt der Adrenalin-Teil der Story: Ich stecke meinen Moppedschlüssel
immer in die rechte Hosentasche und mache die Tasche dann per Reißverschluss zu. Zusätzlich, wenn man ein Hotel oder gar ein Schiff verlässt kommt der zusätzliche Kontrollgriff in eben diese Tasche um sich zu Versichern dass die Welt schön ist, man keine Probleme hat und die Blümchen auf der Wiese blühen. Ihr kennt das sicher auch - immer gepaart mit dem Gedankengang "hab ich alles?".
Und heute morgen war diese Tasche - LEER!
Der Hafen war schon zu sehen, also steht auch noch die Zeit gegen mich. Also fieberhaft überlegt wo ich den Schlüssel zuletzt hatte. Na klar, ich Dummerchen, gestern wollte ich nochmal kurz zur Garage und hatte ihn in die normale Hose gesteckt. Schnell die Packtasche wieder ausgeräumt und siegessicher in die Taschen der Hose gegriffen - LEER

Als nächstes runter zur Rezeption, nochmal die Zimmerkarte holen. Da muss er sein, ganz sicher! Aber die Kabine war - LEER! :NoPlan:
Zum Glück hab ich zu Beginn meiner Moppedlaufbahn einen befreundeten BMW Fahrer gefragt, wozu denn dieser kleine Plastikschlüssel ist, ob der extra für die Werkstatt wäre oder nur zum Aufsperren der Koffer, oder so. Seine Antwort: "Nö, das ist ein vollwertiger Schlüssel, der nur nicht so aufträgt wie die Metallteile. Pack Dir den in deinen Geldbeutel für den Fall dass Du mal Deinen Schlüssel verschmeißt oder er abbricht oder sonstwas."
Das hab ich mir seitdem tatsächlich angewöhnt und das war heute mein absolutes Glück, so konnte ich den echten Schlüssel auf Verlust buchen und mit dem Plastikteil nach Hause fahren.
Die Fahrt an sich war fast unspektakulär. Die Sache mit der A1 hab ich mir nochmal genauer angesehen. Wenn man auf der originalen A1 Bologna - Firenze bleibt, hat man die gute alte Spaßstrecke. Die "A1 Variante" oder "Diretissima" ist die neue Strecke, die hauptsächlich durch Tunnels geht. Großer Vorteil ist jetzt auch noch, dass der ganze Lastverkehr und die meisten Autos die Diretissima fahren und man auf der Originalstrecke fast alleine unterwegs ist.
Gegen Mittag war ich schon in Sterzing und der Magen fing leicht an zu grummeln. Außerdem war ich eine Woche lang in Italien und hatte noch keine Pizza intus. Aber ich kenne in Sterzing eine gute Pizzeria direkt an der Brennerstraße, also runter von der Autobahn und hin zum Tempel der Mafiatorte.... an dessen Türe ein Schild "Betriebsferien" stand

. Die nicht ganz so gute Pizzeria gleich nebenan ist auch zu.
Also weiter fahren in Richtung Brenner. Jetzt grummelt es auch noch im Kopf: Ich! Will! Ne! PIZZA! Verd....
Kurzerhand dreh ich nochmal um, steuere den offiziellen Parkplatz nahe der Altstadt an und gehe dort auf die Pirsch.
Gefunden hab ich eine nette Pizzeria im Innenhof des Kolpinghauses, direkt in der Via Citta Nuova, also der Haupt-Marktstraße die vom Zwölferturm aus südlich geht. Der Laden und vor allem die Pizzen sind empfehlenswert!
Letzer Störfaktor war dann noch scheinbar eine Demo oben auf dem Brennerpass bezüglich der Pläne unserer Freunde aus Österreich, diesen Übergang weitestgehend abzuriegeln und strenge Grenzkontrollen zu machen. Ob dafür oder dagegen demonstriert wurde, konnte ich nicht feststellen. Es waren Hundertschaften italienischer Carabinieri und österreichischer Polizei hüben und drüben anwesend. Die Brenner Bundesstraße war komplett gesperrt und wir wurden schon in Italien zurück geschickt, um weiter unten auf die Autobahn zu wechseln. Das hat dann doch ein paar Minuten Zeit gekostet.
So gegen 17 Uhr bin ich vor der heimatlichen Casa vorgefahren. Also Zeit für ein Fazit:
Die Reise war dieses Jahr anders. Da ich das gleiche Domizil hatte und nicht von Hotel zu Hotel gezogen bin, hat das den Charakter irgendwie geändert.
Aber ich denke es hat zum Reiseziel gepasst, da der Auslauf hier ja rundrum durch H2O begrenzt ist.
Sardinien ist eine super Insel mit viel Spaß für Moppedfahrer, guten Straßenbelägen und leicht zu erreichen.
Die gewählte Reisezeit birgt zwar einige Gefahren bezüglich des Wetters, aber schwitzen muss man auch nicht unbedingt.
Laut Tripcounter II, den ich am ersten Tag zusammen mit dem Tripcounter I genullt hatte, sind 2.926,6 Kilometer zusammen gekommen.
Ich hoffe der Bericht hat Euch wieder gefallen. Danke für die lieben Kommentare!
P.S.: Ich habe beim Auspacken heute nochmal in der normalen Hose nach meinem Schlüssel gesucht, in alle Taschen gegriffen - LEER. Vor zehn Minuten kommt die beste Sozia von allen mit einem fetten Grinsen im Gesicht ins Wohnzimmer und hält mir meinen verlorenen Schlüssel vor die Nase. Er war in eben der von mir zweimal durchsuchten Hose :Facepalm::Facepalm::Facepalm:.
